Loslassen und Sammeln – was uns der Herbst über Erziehung lehrt

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Tanja Zuber-Bichsel

27.10.2025
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4
Minuten

Vielleicht spürst du’s auch: Der Herbst bringt farbenfrohe Ruhe und Stille – aber auch Müdigkeit.
Die Tage werden kürzer, die Routinen enger, und manchmal fühlt sich alles ein bisschen schwerer an.

Neulich stand ich im Wald. Der Herbst ist meine Lieblingszeit. Ich geniesse den Farbenwechsel. Aber ich weiss auch, dass ich jeweils in der Adventszeit – die farbenfrohe Pracht ist der Trostlosigkeit gewichen - mit grosser Müdigkeit, manchmal auch Traurigkeit und Wehmut zu kämpfen habe.
Im Wald also- über mir tanzten bunte Blätter im Wind, eines nach dem anderen fiel lautlos zu Boden.

Und ich dachte:
Die Bäume kämpfen nicht. Sie lassen los.

Das hat mich nachdenklich gestimmt – weil Loslassen auch in der Erziehung so ein grosses Thema ist. Und so schwer. Oftmals erst nach den Streitereien sehe ich das grosse Potential und der grosse Wille der Kinder.

Wie wärs, wenn ich das doch vor den Konflikten sehen würde 😉

 

Loslassen, ohne aufzugeben

Wir wollen unsere Kinder begleiten, schützen, stärken.
Aber manchmal halten wir sie zu fest – aus Liebe, aus Sorge, weil wir sie nicht scheitern sehen wollen. Der Beschützerinstinkt, der uns und unseren Kindern manchmal im Wege steht.

Doch Loslassen heisst nicht: Du bist mir egal.
Es heisst: Ich traue dir etwas zu.

In der anleitenden Erziehung nennen wir das:
Führen, ohne zu kontrollieren. Halten, ohne festzuhalten.

Und bei Marte Meo ist es das Element: Positiv Leiten.

Kinder brauchen unsere Orientierung – aber sie wachsen, wenn wir ihnen zutrauen, eigene Schritte zu gehen.

Vielleicht magst du dich fragen:

👉🏻 Wo halte ich zu sehr fest – und wo könnte Vertrauen wachsen, wenn ich ein Stück loslasse?

 

Sammeln, was uns trägt

Während die Bäume loslassen, sind die Eichhörnchen eifrig am Sammeln.
Sie sorgen vor – nicht aus Angst, sondern aus Weisheit.

Auch wir brauchen Vorräte. Keine Nüsse, sondern Momente, die uns nähren:

  • Ein stiller Kaffee am Morgen, bevor der Tag losgeht.
  • Eine Umarmung, die ein paar Sekunden länger dauert.
  • Ein ehrliches "Ich bin müde" – ohne schlechtes Gewissen.
  • Ein Nachtessen mit Kolleg:innen.
  • Ein "Nein ich habe keine Zeit, das ist mir jetzt zu viel."

Diese kleinen Dinge füllen unser inneres Lager. Sie halten uns warm, wenn’s draussen (und drinnen) unruhig wird.

 

Zwischen Vertrauen und Kraft

Erziehung ist ein ständiger Tanz zwischen Festhalten und Loslassen.
Zwischen stark sein und weich bleiben.

Wer nie loslässt, bremst Entwicklung.
Wer nie sammelt, verliert die Kraft, Halt zu geben.

Beides gehört zusammen.
Standhaft wie der Baum. Umsichtig wie das Eichhörnchen.

Wenn wir loslassen, schaffen wir Raum für Wachstum.
Wenn wir sammeln, bleiben wir in Verbindung – mit uns selbst und mit unseren Kindern.

Ein kleiner Herbst-Impuls

Vielleicht magst du in den nächsten Tagen kurz innehalten:
Atmen. Hinschauen. Spüren.

Und dich fragen:

👉🏻 Was darf ich heute loslassen – und was darf ich für mich sammeln?

Die Natur zeigt uns, dass beides dazugehört.
Und dass beides – Vertrauen und Fürsorge – uns stark macht.

Herbstlich grüsst, Tanja

Möchtest auch du dich und deine Familie für den Winter stärken und suchst dazu Unterstützung, dann finde den Weg zu uns nach Susten oder online.

astBeratung unterstützt Eltern, Paare und Berufsmenschen dabei, diese Balance zu halten.
Mit einer anleitenden Haltung, die Orientierung gibt, ohne Druck zu machen – und mit Werkzeugen, die auch dann tragen, wenn die Tage dunkler werden.

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